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33. Médoc – Music – Marathon. Ein Laufevent für alle Sinne.

Ein Reisebericht von Dr. Martin Sowa
Reisezeitraum: September 2017

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Donnerstag, der 07.09.2017 – die Reise beginnt.
Bin ich sonst eher geneigt, Menschen offen in die Augen zu sehen, geht mein Blick jetzt ein paar Etagen tiefer, nämlich auf die Füße der Mitreisenden am Stuttgarter Flughafen. Entdecke ich irgendwo Schuhwerk, welches für Langläufer prädestiniert ist oder einen Zeitnahmechip, denn das sind ja nun mal die wahren Indizien für eine Teilnahme am Marathon. Aber weder in Stuttgart noch in Paris beim Umsteigen in den Flieger nach Bordeaux springen mir die angeführten Utensilien in die Augen. Dann scheine ich wohl der einzige zu sein, der den Reiseweg aus Baden-Württemberg so gewählt hat.
Glänzend durch Eckard Krause von Schulz Sportreisen organisiert, habe ich noch einen Startplatz am so viel gerühmten Medoc – Marathon bekommen. Seit Jahren habe ich mir diesem Lauf vorgenommen, aber jetzt hat es endlich geklappt.



Am Freitag d. 08.09. treffen wir dann zur Startnummernausgabe: Frank Schulz, Tino Lietsch und Eckard Krause. Es klappt alles wie am Schnürchen und die Kontakte zu äußerst netten Mitläufern sind schnell hergestellt. Chris und Romana aus der Schweiz, Herbert und Lala aus Feuchtwangen bilden zusammen mit mir eine kleine Gruppe. Spontan bildet sich diese Fünfergruppe, in welcher wir in den kommenden Tagen immer wieder zusammentreffen.

Die Pasta Party abends im Chateau Livran, ebenfalls über Schulz Sportreisen gebucht, erweist sich als ein erster Höhepunkt dieses überaus schönen Wochenendes.
Stilvoll mit Wein am Schloss empfangen, geht es kurz darauf ins Innere, wo die Tische schon feierlich gedeckt sind. Nichts, aber auch gar nichts erinnert an die häufig üblichen Pasta Party - Verpflegungen mit Spaghetti Bolognese, sondern es wird ein Drei – Gänge - Menü serviert.
Der ganze Rahmen, insbesondere die Vorstellung der Helfer und Organisatoren, zeugt ebenfalls von einem besseren Niveau.
Eine Band sorgt für die musikalische Unterhaltung, wenn auch an manchen Stellen etwas zu laut, so dass die Kommunikation bisweilen erschwert ist.
Wie sagte schon einst Wilhelm Busch: „Musik wird mancherorts als störend doch empfunden, besonders wenn sie mit zu viel Geräusch verbunden!“
Bald aber tanzt die internationale Gesellschaft und eine riesige Polonaise, gemischt aus Amerikanern, Chinesen, Deutschen, Schweizer, Franzosen und anderen Nationen bewegt sich fröhlich im langen Lindwurm um die Tische. Kurz vor dem Abschluss des Abends taucht ein grandioses Feuerwerk das Schloss und die Umgebung in ein strahlendes Lichtermeer. Viel besser kann man eine solche Veranstaltung wohl kaum gestalten. Der 33. Medoc – Marathon beginnt mal gleich mit einem Highlight.

Dann ist er endlich gekommen, der Tag des 33. Marathon du Medoc, des längsten Marathons der Welt, weil bei den vielen wunderschönen Chateaux immer wieder die Ideallinie verlassen wird.



Pauillac ist an diesem Morgen voller Musik. Die bunt verkleideten Läufer erinnern mehr an eine Karnevalsveranstaltung im Rheinland oder an die schwäbisch – allemanische Fasnacht. Die bis in den letzten Winkel auszumachende gute Stimmung ist eher dieser Karnevals – und Faschingszeit im Februar zuzuordnen, als einem Septemberwochenende im Frühherbst.

Langsam bewegt sich die kostümierte Schlange unter dem hohen Krangerüst, von dem drei Musiker ihr Bestes geben, an der Gironde entlang, aus Pouillac heraus.
Ist man es von anderen Marathons gewohnt, dass es zunächst mal langsam losgeht, so erfährt man jetzt bei Kilometer 2,8 ein Novum.



Die Läuferschar kommt zum Stillstand. Man kommt sich vor wie im morgendlichen Berufsverkehr auf der A8 am Leonberger Dreieck. Nichts geht mehr. Doch es ist kein Unfall auszumachen, sondern wahrscheinlich ist der Grund eher in zwei Verköstigungsstation zu suchen. Ein zaghafter Blick auf die Uhr zeigt 31 Minuten als es weitergeht. Der Schnitt reicht knapp für eine Zeit um 6 Stunden 30 Minuten.



Entgegen allen Wetterprognosen haben wir einen schönen blauen Himmel mit Sonnenschein und angenehmen Läufertemperaturen.
Nach 1 Stunde wischt ein leichter Nieselregen die ersten Schweißtropfen von den Körpern der Läuferschar. Für manch einen mag es ein richtiger Segen sein, denn mehrere der Kostümierten erwecken den Anschein, dass sie sich in einer beweglichen Sauna befinden. Wenn da nicht zwischendurch ziemlich viel aufgefüllt wird: Wein, Wasser oder Bier, drohte der absolute Flüssigkeitsverlust. Ich passiere eine Gruppe, bei der ein Läufer ein ca. 2,0 – 2,5 m Eifelturmmodell auf den Schultern trägt. Begleitet wird er von vier weiteren Läufern. Die Gesichtszüge und die Haltung erwecken Assoziationen an den Kreuzweg zur Hinrichtungsstätte auf den Berg Golgatha. Hoffentlich wechseln sie sich auch mal ab. Sehr viele Gruppen laufen im gleichen Outfit. Immer nach dem Medoc – Motto: Musik: 33er Schellack - Platte Die Stimmung ist genial. Überall an der Strecke ist die Verpflegung bestens organisiert. Es mangelt aber auch an Nichts. Ein ganzer Landstrich scheint sich diesem Lauf verschrieben zu haben. Auch Privatpersonen mit großen Verstärkerboxen, irgendwo vor einem Weinberg lassen nichts aus, um die Läuferschar mit lauter Musik zu motivieren. Immer wieder wird angehalten, fotografiert, getanzt, geschunkelt und getrunken. Der 33. Medoc – Musik – Marathon macht seinem Namen alle Ehre.



Beim Weiterlauf und dem Blick auf die Pulks von Menschen, die noch bei den einzelnen Chateaux verweilen , kommt die Frage auf, ob da überhaupt noch jemand auf der Strecke sein kann, denn die Teilnehmerzahl ist limitiert. Aber der Blick nach vorne zeigt immer wieder eine sich allmählich auseinanderziehende Schlange. Wir passieren die herrlichsten Chateaux, an denen man auf einer Urlaubsreise in der Menge so sicherlich nicht vorbei schauen würde: Belgrave, Larose Trintaudon, Grand Puy Lacoste, Cos Labory, La Haye…….
Überall Musik, gute Laune, nette freundliche Helfer. Hier scheint jeder nur das Beste zu geben.
Nach etwas mehr als 3 Stunden wird auch die Wettervorhersage aus dem Netz vollkommen erfüllt. Ein Sturzregen prasselt auf uns nieder. Wer jetzt nicht gemütlich bei einem Glas Wein auf einem Chateau Unterschlupf gefunden hat, erhält eine kostenlose Dusche, sowie ich. Aber es macht nichts. Man wird nur einmal nass. Ab Kilometer 32 geht der Blick beim Verlassen eines Schlosses vorsichtig um die Mauer: Steht er da, der Mann mit dem Hammer? In Hamburg und Köln hatte er sich ungefähr hier an den Kilometertafeln versteckt, um zuzuschlagen. Viele Marathonläufer haben ja schon die persönliche Bekanntschaft mit ihm gemacht. Vielleicht hat es ihm hier im Medoc an den Weinstationen besser gefallen als bei anderen Läufen.



Trotzdem erwecken manche Läufer ab dem Kilometer 35/36 den Eindruck, dass sie sich in der Physiotherapieabteilung der Station für frisch Hüftoperierte bewegen und nun die ersten Fortbewegungsversuche unternehmen. Die Mimik schwankt zwischen Grauen und Begeisterung und kann sich nicht ganz entscheiden, wohin sie eher tendieren soll. Aber je näher der rote Teppich kommt, auf welchem man ins Ziel läuft, geht die Tendenz immer mehr zur Freude über.
Im Zelt nach dem Zieleinlauf herrscht wieder grandiose Stimmung pur. Es ist wie am Morgen: Fasnet – Karneval:alles in einem. Kaum zu glauben, dass die hier alle 42 Kilometer oder mehr gelaufen sind. Aber so ist es. Nur noch strahlende Gesichter. Und wer jetzt noch keines hat, der wird von der tanzenden Menge alsbald animiert die Mundwinkel auch nach oben zu ziehen.

Der Tag findet seinen Abschluss im Zelt direkt neben der Touristeninfo. Erlebnisse werden ausgetauscht und manche zwickende Stelle beschrieben, bevor ein grandioses Feuerwerk den schönen Tag unter einem fulminanten Himmel beschließt.

Für den Großteil der Gruppe von Schulz - Sportreisen ist das Erlebniswochenende: 33 Medoc – Music – Marathon aber noch nicht beendet.
Am Sonntag steht eine Weinbergbesichtigung beim Chateau de la Croix an. Ein Gut, welches in fünfter Generation geführt wird. Bei einem kleinen Spaziergang durch die Rebzeilen kann man viel über Anbaumethoden und die Weinherstellung erfahren. So werden am Chateau rd. 125.000l/Jahr produziert und in alle Welt geliefert. Und wer weiß schon, dass die Wurzeln eines Weinstocks bis zu 10 m in das Erdreich eindringen können, um sich so auch noch mit Wasser zu versorgen.



Die musikalische Umrahmung des Drei – Gänge - Menüs in einer größeren Halle des Weingutes, wieder an schön gedeckten Tischen, runden dann das Gesamtpaketes 33. Medoc – Marathons, welches von Schulz – Sportreisen bestens organisiert war, ab.
An manchen Stellen ist nun auch zu hören, dass bereits für 2018 schon wieder Zimmer gebucht wurden: für den 34. Medoc – Marathon. Die Kilometer 38 - 41 scheinen von den positiven Erlebnissen, gemischt mit dem Medoc – Wein aus den Köpfen hinaus gespült worden zu sein.


Ein Reisebericht von Dr. Martin Sowa
Reisezeitraum: September 2017

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